Die Bedeutung von Verstopfungen wird häufig unterschätzt, obwohl die Probleme beim Stuhlgang die Lebensqualität enorm belasten. Wer Angst vor dem nächsten Toilettengang hat, verzichtet teilweise sogar ganz bewusst auf Trinken und Essen. Viele greifen bei Verstopfung auf Hausmittel zurück. Und mit Omas Verdauungs-Helfern bringen Sie auf sanfte und natürliche Weise den Darm wieder in Schwung.
Wann habe ich eine Verstopfung?
Eine Verstopfung (medizinisch: Obstipation) liegt vor, wenn:
- der Stuhlgang mindestens vier Tage ausbleibt,
- bei der Darmentleerung starkes Pressen nötig ist und
- ein andauerndes Gefühl unvollständiger Darmentleerung besteht.
Hält diese Situation über drei Monate hinweg stetig an oder treten die Beschwerden immer wieder auf, spricht man von einer chronischen Verstopfung.
Deshalb ist harter Stuhl schädlich
Regelmäßiges Pressen und Nachpressen beim Toilettengang erhöhen das Risiko für vergrößerte Hämorrhoiden. Sie können Beschwerden wie Juckreiz, Blutungen und Stuhlschmieren auslösen.
Verstopfung: Das sind typische Symptome
Die Beschwerden bei einer Verstopfung variieren. Die Probleme bei der Darmentleerung können jedoch von folgenden Beschwerden begleitet werden:
- Völlegefühl
- Unwohlsein
- harter Stuhl
- schmerzhafter Stuhlgang
- Appetitlosigkeit
- geringe Entleerung während des Stuhlgangs
Woher kommt eine Verstopfung? Die Ursachen
Der Auslöser von Darmträgheit und Verstopfung ist häufig der eigene Lebensstil. Aber auch Arzneimittel, psychische Verstimmungen und das Alter können für eine langsame, träge Verdauung sorgen. Das sind die wichtigsten Ursachen von Darm-Verstopfungen:
- Lebensstil: Zu wenig Bewegung, zu wenig Wasser und Flüssigkeit über den Tag verteilt (weniger als 1,5 Liter) und ein ballaststoffarmer Ernährungsstil mit viel Weißmehlprodukten verlangsamen unsere Verdauung. Alle drei Faktoren können Probleme beim Toilettengang auslösen.
- Medikamente: Arzneimittel können ebenfalls die Bewegung des Darms beeinflussen. Medizinische Präparate, die Verstopfungen auslösen, sind zum Beispiel: Psychopharmaka (wie Neuroleptika und Antidepressiva), Schmerzmittel wie Opioide, entwässernde Medikamente (Diuretika) und Anticholinergika. Bei anhaltenden Verstopfungen ist ein Besuch beim Hausarzt ratsam, in dem geklärt wird, ob ein Medikamentenwechsel oder zusätzliche abführende Präparate sinnvoll sind.
- Alter: Die chronische Verstopfung tritt vor allem mit steigendem Lebensalter auf. Mit den Jahren kommt es zu körperlichen Veränderungen von Leber und Magen, zeitgleich verlangsamt sich die Darmbewegung durch schwindende Muskelkraft. Deshalb haben 50 Prozent der Menschen im Alter Darmträgheit und Verstopfungen – dreiviertel von ihnen nehmen abführende Mittel, sogenannte Laxantien.
- Andere Erkrankungen: Auch gesundheitliche Beschwerden können hinter einer langsamen Darmbewegung und dem störenden Verstopfungsgefühl stecken. Zum Beispiel wird das Reizdarm-Syndrom, eine Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie) oder eine Schilddrüsen-Unterfunktion (Hashimoto) häufig von unangenehmen Verstopfungen begleitet.
1. Kräutertee lindert Verstopfungen
Das Hausmittel Nummer 1 gegen Darmträgheit sind Kräutertees. Bestimmte Heilpflanzen haben sich dabei vor allem bei Verdauungsbeschwerden bewährt. Kamille, Kümmel, Fenchel und Pfefferminze beruhigen den Magen-Darm-Trakt und kurbeln gleichzeitig die Verdauung an. Als Teeaufguss wirken die Naturkräuter zusätzlich gegen einen Mitverursacher der Verstopfung – den Flüssigkeitsmangel. Ein bis zwei Liter Tee mit Anis, Fenchel, Kümmel und Co. sorgen dafür, dass sich die Verstopfung löst.
Suchen Sie bei anhaltenden Verdauungsbeschwerden, bei denen Hausmittel keine Besserung bringen, Ihre:n Hausärzt:in auf.
2. Hausmittel bei Verstopfung: Mit Ballaststoffen den Magen-Darm-Trakt unterstützen
In den pflanzlichen Fasern in Obst und Gemüse stecken wahre Verdauungs-Kräfte. Die Ballaststoffe in z.B. Leinsamen, Vollkornprodukten und Pflaumen quellen im Darm auf und sorgen dadurch für einen schnellen, reibungslosen Transport des Darminhalts. So wird die Verdauung sofort angeregt und Verstopfungen werden vorgebeugt.
- Vollkornprodukte (z.B. Vollkornbrot, Naturreis, Vollkornnudeln)
- Gemüse in Rohkostform oder gedünstet (z.B. Kartoffeln und Fenchel)
- Trockenfrüchte (z.B. Pflaumen, Aprikosen und Apfel), Frischobst und Fruchtsaft
Ballaststoffe beugen Verstopfungen vor und verhindern Stuhlkrusten oder dass Kot sich an der Darmschleimhaut anlagert.
Tipp: Mit einer ausgewogenen Ernährung, die pro Tag drei handgroße Portionen Gemüse und zwei handgroße Mengen Obst umfasst, erreichen Sie die empfohlenen fünf Gramm darmaktivierender Ballaststoffe pro Tag. Steigern Sie die Zufuhr von Pflanzenfasern im Alltag langsam, um Verdauungsbeschwerden durch zu viele Ballaststoffe vorzubeugen. Bei einer faserreichen Ernährung auf ausreichend Flüssigkeit achten und etwa zwei Liter pro Tag trinken.
3. Verstopfung lösen sofort mit dem Hausmittel Ballaststoff-Bomben
Bei besonders akuten und festen Verstopfungen eignen sich spezielle Produkte mit sehr hohem Ballaststoffanteil. Diese werden auch im medizinischen Bereich eingesetzt. Bei akuten Verstopfungen leisten Flohsamenschalenhaltige Produkte, Weizenkleie oder Leinsamen eine sofortige Hilfe.
Tipp: Nehmen Sie circa 5g täglich bis maximal 20-30g/Tag in Wasser gelöst zu sich und achten Sie auf eine tägliche Trinkmenge von zwei Litern.
4. Probiotika als Verstopfungs-Hausmittel
Sauermilchprodukte wie Joghurt, Kefir und Buttermilch enthalten darmgesunde Bakterien, die sogenannten Probiotika. Aber auch fermentierte Produkte wie Sauerkraut, Tempeh und saure Gurken sind reich an entzündungslindernden Bakterien und Hefen, die gleichzeitig die Darmbewegung anregen.
Besonders bei Verstopfungen in der Schwangerschaft haben sich Probiotika bewährt. Milchsäurebakterien und Bifidobakterien sind dabei besonders wirksam. Ein großer Vorteil: Probiotika mit diesen Bakterien-Arten werden gut vertragen und haben wenig Nebenwirkungen. Deshalb sind sie auch für Kinder mit Verstopfungen geeignet.
Tipp: Um vom positiven Effekt der Probiotika zu profitieren, sollten sie regelmäßig verzehrt werden. Es reicht beispielsweise ein Becher Joghurt pro Tag, um 100 Millionen probiotische Bakterien zu sich zu nehmen.
5. Abführendes Hausmittel: Der Kaffee am Morgen
Bei beschwerlichem Stuhlgang greifen viele Menschen zu natürlichen Abführmitteln. Bei milder Verstopfung eignet sich der morgendliche Kaffee als sanftes Mittel. Er regt die sogenannte Diurese – also die Ausscheidung – an und aktiviert zeitgleich die Darmbewegung.
Da das aromatische Getränk die Tätigkeit des Darms sanft anregt, wird es auch als verträgliche Stimulanz bei Patienten nach einer Dickdarmentfernung eingesetzt. Ein Glas lauwarmes Wasser kann den Start in den Tag ebenfalls darmgesund einläuten und die Verdauung in Schwung bringen.
6. Schnelle Hilfe bei Verstopfungen: Darm-Blockade mit Toiletten-Hocker lösen
Eine wissenschaftliche Studie der Ohio State University zeigte 2019, dass Klo-Hocker die bei Verstopfungen so unangenehme unvollständige Darmentleerung vorbeugen. 90 Prozent der Studienteilnehmer:innen profitierten vom Toiletten-Hocker und hatten infolgedessen einen erleichterten Stuhlgang.
Zweidrittel konnten den Toilettengang zudem schneller beenden. Das Toiletten-Utensil hilft dabei, die Biegung zwischen After und Rektum zu begradigen, und sorgt dafür, die natürlichste Haltung für den Stuhlgang einzunehmen.
Tipp: Passende Hocker gibt es schon für wenige Euro im Einzelhandel. Wählen Sie einen, bei dem Ihre Füße circa 20 Zentimeter erhöht stehen. Beim Toilettengang setzen Sie die Fußsohlen auf dem Schemel auf und lehnen den Oberkörper etwas nach vorne. Der Winkel zwischen Rumpf und Oberschenkel sollte bei etwa 35 Grad liegen und sorgt somit für eine schnelle Erleichterung.
7. Hausmittel gegen Verstopfung: Bewegung hilft gegen Darmträgheit
Bürojobs sorgen dafür, dass wir uns heutzutage viel weniger bewegen als unsere Vorfahren. Die Folge: Mangelnde körperliche Bewegung schlägt uns auf den Bauch. Mit täglich 30 Minuten Bewegung im Alltag lässt sich der träge Darm-Trakt wieder aktivieren. Um das erreichen Sie ganz leicht: Treppe statt Fahrstuhl, Auto etwa zum Einkaufen gegen das Fahrrad tauschen oder nach dem Abendessen einen zehnminütigen Spaziergang machen.
Akute Beschwerden lassen sich mit der richtigen Darm-Gymnastik mildern und zukünftige Verdauungsprobleme vorbeugen.
Übung 1: Im Liegen Verstopfungen wegradeln
Legen Sie sich dafür auf den Rücken und stützen die sie Hände in den Rücken. Winkeln Sie die Beine an und beginnen Sie damit, in der Luft Rad zu fahren. Zu Beginn sollten Sie diese Übung 30- bis 40-mal wiederholen.
Übung 2: Leichte Hocke aktiviert den Darm
Stellen Sie sich hin. Strecken Sie die Arme zur Decke und atmen ein. Gehen Sie leicht in die Hocke und neigen dabei den Oberkörper leicht nach vorne. Verweilen Sie in dieser gehockten Haltung, atmen Sie aus und richten sich dann wieder auf. Die Verstopfung löst sich mithilfe der Bewegung, denn die Bauchmuskulatur ist nun angeregt. Wiederholen Sie diese Übung nach Bedarf 10- bis 15-mal.
8. Entspannungstechniken bringen den Darm bei Verstopfung in Schwung
Eine Prüfung steht kurz bevor oder der Job stresst? Anstrengende Phasen im Alltag, die Körper und Geist belasten, können zu stressbedingten Verstopfungen führen. Denn unser sensibler Magen-Darm-Trakt reagiert empfindsam auf psychischen Stress und Ängste. Treten Beschwerden auf, können sie wiederum innere Anspannung und schlechte Laune verstärken. Deswegen lohnt es sich, mit Entspannungstechniken für Entlastung des Darms zu sorgen.
Um Stress, Nervosität und innere Anspannung abzubauen, eignen sich besonders Yoga, Mediation oder Progressive Muskelentspannung. Schnelle Entspannungshilfe leistet die Methode der Bauchatmung.
Übung: Bauchatmung entspannt das Nervensystem
Legen Sie sich für diese Entspannungsübung flach auf den Rücken. Positionieren Sie Ihre Hände so auf dem Bauch, dass der Bauchnabel von einem Dreieck umrahmt wird. Atmen Sie nun tief in den Bauch hinein, sodass jeder Atemzug in den Bauch strömt und sich die Hände mit jeder Atmung auf dem Bauch liegend anheben. Wiederholen Sie dies mindestens zehnmal.
9. Bauchmassage bei chronischen Verstopfungen
Eine zehnminütige Massage am Morgen kann den Transport des Nahrungsbreis ankurbeln. Dafür behutsam mit kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn über den Bauch streichen.
Ätherisches Lavendelöl oder andere wohltuende Öle können die entspannende Wirkung der Massage ebenso unterstützten. Studien bestätigen, dass Bauchmassagen Verdauungsbeschwerden lindern und bei chronischen Verstopfungen als Zusatztherapie wirken.
10. Wärme beruhigt den Bauch bei Verstopfungen
Sie ist ein ideales Hilfsmittel, denn Wärme beruhigt das Nervensystem und entspannt den Darm. Zusätzlich entkrampft die Muskulatur im Verdauungstrakt und lindert so leichte Bauchschmerzen. Neben Wärmewickeln oder der traditionellen Wärmflasche, eignen sich auch Wärmekissen mit Kümmelöl oder Heublumen. Die warmen Heilkräuter-Säckchen werden auf den Bauch gelegt.
Diese Lebensmittel bei Verstopfungen lieber vermeiden!
- Blähendes Essen: Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen und Bohnen sowie frisches Brot
- Stopfende Nahrungsmittel: Banane, Lauch, Sellerie, Karotten, Spargel, Schokolade, Rotwein, schwarzer Tee, Weißmehlprodukte
- Schwer verdauliche Speisen: Fertigprodukte, Fast Food und fetthaltige Wurst- und Käseprodukte
Die Natur ist die älteste Ärztin, die wir kennen.
5 homöopathische Mittel gegen Verstopfung
Sofort-Hilfe bei leichter Verstopfung oder Darmträgheit leisten homöopathische Arzneien. Sie kurbeln die Darmtätigkeit an. Der Einsatz von Abführmitteln kann auf diese Weise sogar verringert werden. Als Verstopfungs-Hausmittel können Sie diese darmaktivierenden Globuli einsetzen:
- Ein gutes Mittel gegen Verstopfungen ist Nux vomica D6. Nehmen Sie dafür dreimal täglich fünf Globuli ein.
- Wie oben erwähnt, können auch Schmerzmittel eine Darmträgheit und das lästige Verstopfungsgefühl auslösen. Hier empfiehlt sich Opium D12. Die Wirkung entfaltet sich, wenn zweimal am Tag fünf Globuli eingenommen werden.
- Magen-Darm-Beschwerden und Verstopfungen, die durch emotionalen Stress entstehen, behandeln Homöopath:innen oft mit Mandragora D6 – auch hier helfen dreimal täglich fünf Globuli.
- Alumina D12 unterstützt die Darmtätigkeit bei älteren Menschen besonders effektiv oder bei medikamentösen Verstopfungen. Dafür zweimal täglich fünf Globuli unter der Zunge zergehen lassen.
- Bei Problemen beim Toilettengang, die Unverträglichkeiten (z.B. Milch-Eiweiß) als Ursache haben, empfehlen Homoöpath:innen Magnesium chloratum D12. Nehmen Sie für den lindernden Effekt zweimal pro Tag je fünf Globuli ein.
Bei Verstopfung Hausmittel und Homöopathie einzusetzen, kann zur Linderung beitragen. Doch was tun gegen Verstopfung und Darmträgheit, wenn sich die Beschwerden verschlimmern oder anhalten?
In diesem Fall ist es ratsam sich an den oder die eigene:n Hausärzt:in oder ein:e Gastroenterolog:in zu wenden. Denn nicht immer kann eine Verstopfung mit Hausmitteln gelöst werden.
Artikel-Quellen
Natürliche Abführmittel, in: hirsch-apotheke-konstanz.de
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