Einmal im Monat haben die meisten Frauen damit zu kämpfen: An den „Tagen vor den Tagen“ fühlen sie sich unwohl und leiden unter Stimmungsschwankungen. Der medizinische Ausdruck für dieses Phänomen ist das Prämenstruelle Syndrom (PMS), das eine veränderte Stimmung und ein verändertes Körpergefühl in den Tagen vor der Menstruation oder auch währenddessen mit sich bringt. Bei der ausgeprägteren Form, dem prämenstruellen dysphorischen Syndrom (PMDS), treten auch depressive Verstimmungen auf.
Wichtig: Frauen, die während ihrer Periode unter depressiver Verstimmung leiden, sollten die Beschwerden auf jeden Fall mit ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen besprechen. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Depressionen, PMS und PMDS.
Vorbeugend kann jedoch jede Frau ihrem Körper und dem Gemüt Gutes tun, um von depressiven Verstimmungen und emotionaler Angespanntheit verschont zu bleiben – oder die Auswirkungen zumindest zu lindern. Was bei depressiver Verstimmung während der Periode und auch davor helfen kann, erfahren Sie hier.
Stimmungstiefs vor und während der Periode: Was sind die Gründe?
Nach dem Eisprung in der Mitte des Zyklus verringert sich die Anzahl der Glückshormone Östrogen und Serotonin im Körper. Kurz vor der Menstruationsblutung erreichen sie ihren Tiefststand – und das kann die Stimmung trüben. Konzentrationsstörungen, Nervosität, Angst oder Stimmungsschwankungen können Begleiterscheinungen sein.
Diese leichteren depressiven Verstimmungen oder vielmehr Stimmungsschwankungen des PMS vor der Periode werden umgangssprachlich als „prämenstruelle Depression“ bezeichnet.
„Es handelt sich im Zusammenhang mit dem Zyklus jedoch eher um Unruhe, Ängstlichkeit, Selbstwertproblematik, Reizbarkeit, Impulsivität. Weniger die klassischen Depressionssymptome wie ‚ich bin traurig oder sehe alles schwarz‘“, sagt Professorin Stephanie Krüger, Psychiaterin und Chefärztin im Zentrum für Seelische Frauengesundheit am Vivantes Humboldt-Klinikum in Berlin.
Ein kleiner Anteil der Frauen leidet aufgrund der hormonellen Veränderungen während und vor der Periode an starken psychischen Auswirkungen, an der „prämenstruellen Dysphorischen Störung“ (PMDS).
Die Symptome dieses Syndroms ähneln einer depressiven Episode, so Professorin Krüger. „Sie sollten aber nicht mit einer Depression verwechselt werden. Das ist eine ganz andere Hausnummer. Bei PDMS handelt es sich eher um eine emotionale Labilisierung. Diese kann aber auch sehr beeinträchtigend für betroffene Frauen sein.“
Depressive Verstimmung vor und während der Periode: Wie unterscheidet sie sich von PMS-Symptomen?
Aufgrund der vielfältigen Symptome wird eine prämenstruelle Depression bei vielen Frauen häufig spät erkannt. Manche Frauen fühlen sich erschöpft, lustlos, gereizt oder niedergeschlagen. Ähnliche Beschwerden können aber auch bei vom Zyklus unabhängigen Depressionen auftreten.
Eine Abgrenzung gelingt in der Regel nur durch eine ausführliche Untersuchung und standardisierte Tests für Depressionen. So zeigen sich während der Beschwerden erhöhte Entzündungswerte im Blut, unter Umständen hilft eine Hormonanalyse. „Wer an einer Depression erkrankt ist, sollte sich professionell helfen lassen“, sagt Professorin Krüger.
Depressiv während der Periode – durch PMDS
Die Symptome – wie stark ausgeprägte Reizbarkeit, Impulsivität, Anspannung und Aggression – beeinträchtigen das soziale Miteinander in Familie, Freundeskreis und Beruf zum Teil massiv. Eine eindeutige Trennung zwischen PMS und PMDS ist nicht einfach, denn der Übergang kann fließend sein.
Eine wertvolle Hilfe für Patientinnen (und deren Behandler) ist ein Kalender, in dem festgehalten wird, wann sich die Beschwerden einstellen, was sie verstärkt oder auch lindert. Daraus lässt sich entnehmen, welche Tage jeweils die kritischen sind. Zudem lernen Frauen so, ihre hormonell bedingten Gefühlslagen besser zu verstehen.
Manchen Frauen hilft ein digitaler Zykluskalender (eine App). Mediziner können anhand der Aufzeichnungen besser einschätzen, ob es sich um PMDS oder doch eine andere Erkrankung handelt.
Im Fall einer PMDS, also starker depressiver Verstimmungen im Zusammenhang mit der Regel, werden konventionell oft Hormone oder eine Psychotherapie empfohlen. Begleitend können auch komplementärmedizinische und naturheilkundliche Behandlungsansätze hilfreich sein. Diese haben sich auch bei leichteren Beschwerden bewährt.
Was ist integrative Medizin?
Die Integrative Medizin verbindet – basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen – die konventionelle Medizin mit ergänzenden Behandlungsmethoden wie beispielsweise Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM), Homöopathie, Phytotherapie oder etwa Osteopathie und Ayurveda zu einem Gesamtkonzept. Im Fokus steht dabei immer der Mensch. Bei der Behandlung von Krankheiten werden deshalb persönliche Bedürfnisse und das subjektive Krankheitserleben der Patient:innen intensiv mit einbezogen. Integrative Medizin verfolgt die Zielsetzung die bestmögliche Therapie für den Einzelnen zu finden um dadurch auch die jedem Organismus zur Verfügung stehenden Selbstheilungskräfte optimal zu nutzen. Dabei arbeiten Ärzte, Heilpraktiker, Hebammen, Apotheker und Pflegekräfte Hand in Hand.
Warum sind manche Frauen mehr von Stimmungsschwankungen vor der Periode betroffen als andere?
Wie eine Frau die Hormonschwankungen vor und während der Menstruation empfindet, ist sehr individuell. Jede Frau reagiert anders. Während die eine vor und während der Periode starke Gemütsveränderungen erlebt, merkt die nächste kaum einen Stimmungsunterschied aufgrund der hormonellen Schwankungen.
Die genauen Auslöser der Beschwerden beim prämenstruellen Syndrom sind nach Einschätzung des Berufsverbands der Frauenärzte trotz jahrzehntelanger Forschungen noch nicht gänzlich geklärt.
Die Natur ist die älteste Ärztin, die wir kennen.
Was können Frauen vorbeugend gegen depressive Stimmungstiefs vor und während der Periode tun?
Frauenärzt:innen empfehlen, sich regelmäßig zu bewegen und möglichst auf Alkohol und Zigaretten zu verzichten. Auch ausreichend Schlaf und eine vitaminreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornlebensmitteln und Proteinen und gesunden Fetten (z. B. aus Nüssen wie Mandeln) können die typischen PMS-Beschwerden lindern.
Ein Mangel an Vitamin D verstärkt die PMS-Symptome, denn er kann depressive Verstimmungen verursachen. Achten Sie also auf einen ausgeglichenen Vitamin-D-Spiegel. Um ausreichend Vitamin D zu bilden, empfehlen Mediziner jeden Tag, je nach Hauttyp und Jahreszeit, zwischen fünf und 25 Minuten an der frischen Luft zu verbringen. Im Allgemeinen sollte man zuerst mit dem Hausarzt- oder -ärztin sprechen und gegebenenfalls den Vitamin-D-Spiegel prüfen lassen, bevor man Präparate einnimmt.
Außerdem ist Entspannung wichtig. Beispielsweise gilt das regelmäßige Üben der progressiven Muskelentspannung als ein wirksames Mittel, um Anspannungen und Stimmungsschwankungen entgegenzuwirken. Eine Muskelgruppe kann sehr effektiv entspannt werden, wenn man sie vorher willkürlich anspannt.
Dabei wird die Entspannung von Muskelgruppe zu Muskelgruppe übertragen, worauf weitere Entspannungsprozesse im gesamten Körper folgen. So sinkt durch die Übungen etwa der Blutdruck, die Atmung wird ruhiger.
So geht’s: Die Übungen können im Liegen oder bequem sitzend ausgeführt werden. Eine Muskelgruppe nach der anderen anspannen, kurz die Spannung halten und dann loslassen – beginnend mit der rechten Hand, über die Arme bis zu Gesicht und Nacken, dem Rücken, dem Bauch und schließlich der Beine und Füße.
Depressive Stimmung vor und während der Periode: Welche natürliche Mittel und Therapien können helfen?
Wenn während der „Tage“ die Stimmung allzu oft droht, ins Negative zu rutschen, ist eine ärztliche Abklärung natürlich wichtig. Viele Mediziner behandeln solche Beschwerden gern integrativ mit verschiedenen Therapie-Bausteinen: Denn je nach Ursache und Intensität und Präferenz der betroffenen Patientin ist oft ein Mix aus konventionellen und komplementärmedizinischen Maßnahmen sinnvoll.
In vielen Fällen lassen sich die Beschwerden mit natürlichen Mitteln effektiv lindern oder ihnen sogar vorbeugen. Lassen Sie sich am besten individuell von Ihrer Frauenärztin oder Frauenarzt, beim Heilpraktiker oder in einer naturheilkundlich orientierten Apotheke beraten.
Naturheilkunde: Pflanzliche Präparate wie Mönchspfeffer, Johanniskraut, oder Ginkgo biloba können PMS-Symptome lindern, denn die Inhaltsstoffe sollen regulierend in den weiblichen Hormonhaushalt eingreifen. Zudem gilt Safran wirkungsvoll bei PMS-Symptomen und depressiven Verstimmungen.
Homöopathie: Homöopathisch arbeitende Ärzt:innen empfehlen statt oder ergänzend zu chemisch-synthetischen Medikamenten auch homöopathische Arzneimittel wie Pulsatilla-, Natrium muriaticum-, Lachesis- oder Sepia-Globuli.
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM): Nach der Vorstellung der TCM ist die häufigste Ursache für das prämenstruelle Syndrom ein Energiestau, eine sogenannte Qi-Stagnation, eine Störung des Energieflusses in den Meridianen. Akupunktur als Behandlungsmethode des TCM trägt dazu bei, den Hormonhaushalt zu regulieren und stimuliert die Selbstheilungskräfte. Ärzt:innen mit der Zusatz-Weiterbildung „Akupunktur“ oder in TCM ausgebildete Heilpraktiker:innen bieten die Therapieform an.
Aromatherapie: Rosenöl kann in der prämenstruellen Phase gegen die typischen Symptome helfen. Anwendung: Eine Woche vor Einsetzen der Periode zwei Mal täglich für jeweils fünf Minuten den Duft von Rosenöl zu inhalieren. Dafür zehn Tropfen des ätherischen Öls auf einen Wattebausch tröpfeln und im Abstand von etwa 30 Zentimetern vor die Nase halten, tief einatmen. Alternativ: Eine Duftlampe mit wenigen Tropfen beträufeln, sodass das Öl langsam im Raum verdunstet.
Die ätherischen Öle der Rose wirken stimmungsfördernd, harmonisierend und entspannend.
Artikel-Quellen
https://gesund.bund.de/praemenstruelles-syndrom-pms
PMDS: Was Frauen über die prämenstruelle Depression wissen sollten, in: frauenaerztinnen-oberkassel.de
Prämenstruelles Syndrom (PMS), in: gesundheitsinformation.de
Mönchspfeffer bei prämenstruellem Syndrom (PMS), in: carstens-stiftung.de