Unzählige Arztbesuche und Jahre braucht es meist, bis die Diagnose „Endometriose“ gestellt werden kann – eine Odyssee für betroffene Frauen, die den wahren Grund ihrer starken Regelschmerzen oftmals lange Zeit nicht kennen, wie Gynökologe Dr. Carsten Stinshoff-Hinselmann weiß.
Neben der konventionellen Behandlung mit Medikamenten oder einer Operation haben viele Frauen den Wunsch, ihre Beschwerden auf ganzheitlicher Ebene zu behandeln. Wie das geht? Mithilfe von Verfahren aus dem Spektrum der Integrativen Medizin.
Was ist Endometriose?
Endometriose zählt zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen und verläuft chronisch. Schätzungen zufolge erhalten jährlich etwa 40.000 Frauen in Deutschland diese Diagnose – insgesamt sind vermutlich zwei Millionen Menschen hierzulande davon betroffen.
„Bei Endometriose handelt sich um eine gutartige Wucherung von Schleimhaut, die der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) sehr ähnlich ist“, erklärt Dr. Carsten Stinshoff-Hinselmann, Frauenarzt aus Hanstedt in Niedersachsen. „Dieses Gewebe wächst jedoch nicht in der Gebärmutter selbst, sondern bildet kleine oder große Gewebeinseln – auch Endometriose-Herde genannt – außerhalb des Uterus.“
Die Körperregionen, in denen Endometriose-Herde am häufigsten auftreten, sind:
- die Gebärmuttermuskulatur oder Wandschichten der Eileiter – in beiden Fällen ist das wuchernde Gewebe mit der Gebärmutterschleimhaut verknüpft
- Eierstöcke, Eileiter oder der tiefste Punkt der Bauchhöhle, auch Douglas-Raum genannt (zwischen Gebärmutter und Enddarm)
In seltenen Fällen können zudem außerhalb des Beckenbereichs Endometriose-Herde entstehen, wie zum Beispiel im Darm oder in der Lunge.
Leitsymptom von Endometriose sind Unterleibsschmerzen
Die Symptome sind von Frau zu Frau unterschiedlich stark ausgeprägt – die meisten leiden unter Unterleibsschmerzen und Krämpfen. „Die Leitsymptomatik der Endometriose ist die sehr schmerzhafte Menstruation, medizinisch Dysmenorrhoe genannt“, sagt der Experte. Es gibt jedoch auch Frauen, die überhaupt keine Beschwerden haben. Bei ihnen wird Endometriose oft nur zufällig bei einer gynäkologischen Untersuchung oder Operation entdeckt.
Die Intensität und Dauer der Schmerzen schwankt, da das Gewebewachstum an den weiblichen Hormonzyklus gekoppelt ist: Endometriose-Herde wachsen, wenn sich die Gebärmutterschleimhaut in der ersten Zyklushälfte aufbaut. Mit Beginn der Menstruation baut sich das Gewebe ab und blutet – genauso wie die Gebärmutterschleimhaut.
Die Folge: Lokale Entzündungen entwickeln sich, weil diese Blutung nicht wie die gewöhnliche Monatsblutung abfließen kann. Dadurch können sogenannte Endometriosezysten entstehen, die mit altem Blut gefüllt sind; umgangssprachlich ist von Schokoladenzysten die Rede. Auch Vernarbungen und Verklebungen sind durch verbleibende Gewebereste möglich.
Doch auch unabhängig von der Regelblutung können starke Schmerzen und Krämpfe im Unterbauch auftreten – Endometriose ist eine „Chamäleon-Krankheit“, die sich bei jeder Frau anders zeigt.
Bisher ist noch nicht bekannt, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, dass bei einigen Frauen die Herde aktiv werden, bei anderen die Krankheit jedoch keine Symptome auslöst.
Endometriose hat tausend Gesichter – diese Symptome treten auch auf
Neben krampfartigen Schmerzen im Unterleib kann es laut Dr. Stinshoff-Hinselmann bei Endometriose zusätzlich zu diesen Beschwerden kommen:
- Schmerzen während oder nach dem Geschlechtsverkehr, wenn Entzündungsherde im kleinen Becken liegen
- Schmerzen im Unterleib, die bis in den Rücken oder in die Beine ausstrahlen
- Durchfall, Übelkeit bis hin zu Erbrechen
- Starke Schmerzen um den Eisprung herum
- Aufgeblähter Bauch, Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen – diese Beschwerden treten auf, wenn Darm, Enddarm oder Blase betroffen sind
- Bauchschmerzen, auch außerhalb der Regelblutung
- Zwischenblutungen
- Psychische Erschöpfung und Müdigkeit aufgrund der Schmerzen, depressive Verstimmung
Für die genannten Symptome kommen viele verschiedene Erkrankungen infrage – das ist auch der Grund, warum es oftmals recht lange dauert, bis eine Endometriose als gesichert gilt.
Die gute Nachricht ist jedoch: „So belastend die Symptome sein können – mit einer abgestimmten, ganzheitlichen Behandlung können Frauen mit Endometriose ein Leben führen, das nicht allzu eingeschränkt ist von der Erkrankung. Zudem hilft es sich vor Augen zu führen, dass die Endometriose-Beschwerden mit Beginn der Menopause verschwinden“, sagt der Frauenarzt.
Kann Endometriose die Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch sein?
Bei vielen Frauen rückt die Erkrankung erst in den Fokus, wenn eine Schwangerschaft nicht gelingen will – denn bei Endometriose besteht ein bis zu 50 Prozent erhöhtes Risiko, unfruchtbar zu sein. „Bei geschätzt jeder zweiten Frau mit unerfülltem Kinderwunsch ist Endometriose die Ursache“, erklärt Dr. Stinshoff-Hinselmann.
„Die Endometriose wirkt sich dabei besonders negativ auf die Familienplanung aus. Liegen die Entzündungsherde im Eileiter, kommt es aufgrund der Endometriose-Vernarbungen nicht selten zu einer Eileiterschwangerschaft oder keiner Befruchtung, weil die Eileiter nicht mehr durchlässig sind“, so der Experte.
Endometriose: Wie wird die Diagnose gestellt?
Von den ersten Beschwerden bis zur Diagnose vergehen nach Angaben des Berufsverbands der Frauenärzte e.V. durchschnittlich 10,4 Jahre.
Wenn eine gewollte Schwangerschaft ausbleibt oder Schmerzen im Unterleib nicht mehr aushaltbar sind, suchen betroffene Frauen ihren Frauenarzt bzw. ihre Frauenärztin auf – dann kommt meistens erst der Verdacht auf, dass es sich bei den Beschwerden um Endometriose handelt. Wenn keine Symptome bestehen, wird Endometriose oft nur durch Zufall entdeckt – oder gar nicht.
Neben dem Anamnese-Gespräch erfolgt eine gründliche gynäkologische Untersuchung. Diese umfasst:
- Abtasten: Mit den Fingern wird auf bestimmte Punkte rund um die Gebärmutter, auf der Bauchdecke und am Enddarm Druck ausgeübt. So lassen sich bei einer fortgeschrittenen Endometriose Knoten oder Verhärtungen ertasten. Unterleibsschmerzen können sich beim Abtasten verschlimmern.
- Ultraschall: Diese Untersuchung hilft dabei, Zysten und andere Veränderungen im Intim- und Bauchbereich zu erkennen.
- Bauchspiegelung: Abtasten und Ultraschall können nicht eindeutig klären, ob Endometriose vorliegt. Erst die Bauchspiegelung (Laparoskopie) kann Gewissheit bringen. Unter Vollnarkose werden dabei Gewebeproben entnommen – nur diese können Aufschluss darüber geben, ob es sich tatsächlich um Endometriose handelt.

Endometriose behandeln: Diese Therapie gibt es
Endometriose ist nicht heilbar – aber gut behandelbar. „Historisch gesehen war die Behandlung der Endometriose noch vor zehn Jahren ein Stiefkind der Gynäkologie“, erklärt Dr. Stinshoff-Hinselmann. „Die Endometriose-Symptome wurden früher von Frauenärzten als ‚normale‘ Beschwerden abgetan und deshalb nicht angemessen behandelt..“
Dabei gibt es inzwischen viele Therapiemöglichkeiten aus dem Spektrum der konventionellen wie komplementären Medizin. Dazu zählen etwa hormonelle und nicht-hormonelle Medikamente, Osteopathie, Massagen, Akupunktur, Ernährung sowie pflanzliche und homöopathische Mittel.
Für das komplexe Beschwerdebild ist meist eine Kombination verschiedener Maßnahmen hilfreich – im Sinne der Integrativen Medizin, die Therapien aus der Schulmedizin und Naturmedizin zusammenführt, um den individuellen Patienten optimal zu unterstützen.
Behandlung von Endometriose mit Schmerzmitteln
Üblicherweise empfehlen Ärzt:innen bei starken Unterleibsschmerzen NSAR-Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Paracetamol. Die genannten Mittel haben auch eine entzündungshemmende Wirkung. Niedrige Dosierungen können Sie rezeptfrei in der Apotheke bekommen; stärkere Dosierungen sind verschreibungspflichtig.
Auch Entzündungshemmer wie COX-2-Hemmer können eingesetzt werden. Allerdings eher zurückhaltend, weil diese Medikamente das Herz-Kreislauf-System negativ beeinflussen können. Sind die Schmerzen nicht aushaltbar, können Opioide verschrieben werden – hier besteht allerdings das Risiko einer Abhängigkeit.
Wichtig ist, dass Sie die Anwendung dieser Schmerzmedikamente mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin besprechen – denn diese Wirkstoffe können über einen längeren Zeitraum unerwünschte Nebenwirkungen mit sich ziehen.
Endometriose mit Progesteron behandeln: Die hormonelle Therapie
Die Verschreibung von Hormonpräparaten ist bei Endometriose üblich. Viele Frauen profitieren von dieser Behandlungsform, da zugeführte Hormone die Endometriose-Herde mit großer Wahrscheinlichkeit zum Stillstand bringen können. Auch die Schmerzen können sich stark verringern.
„Falls in der Pillenpause weiterhin Beschwerden bestehen, kann die Einnahme der Pille im Langzyklus sinnvoll sein“, sagt Dr. Stinshoff-Hinselmann. Wird das Präparat allerdings wieder abgesetzt, flammen die Entzündungsherde erneut auf. Ziele der hormonellen Therapie sind, dass die Östrogenproduktion heruntergefahren und der Gestagen-Spiegel (Progesteron) erhöht wird.
Wenn jedoch ein Kinderwunsch besteht, sind hormonelle Medikamente nicht geeignet, da sie den Eisprung und die Regelblutung verhindern.
Diese hormonellen Mittel kommen bei Endometriose infrage:
- Die Anti-Baby-Pille wirkt schmerzlindernd und kann auch durchgehend eingenommen werden, sodass die Monatsblutung und damit auch die Schmerzen ausbleiben. Grund hierfür ist, dass sich die Gebärmutterschleimhaut durch die Hormoneinnahme nicht aufbaut.
- Reine Gestagen-Präparate führen dazu, dass der Östrogenspiegel gesenkt und somit der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut gehemmt wird. Am häufigsten werden Medikamente mit dem synthetischen Hormon Dienogest in Tablettenform eingesetzt. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten, wenn eine Endometriose gesichert festgestellt wurde.
- Sogenannte „GnRH-Analoga“ werden meistens nur drei bis sechs Monate eingenommen. Der Grund: Eine längere Einnahme kann Knochenschwund (Osteoporose) begünstigen und vorzeitig die Wechseljahre auslösen. Diese Präparate sind als Nasenspray oder Spritze erhältlich.
Das passende Medikament können Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin besprechen. Auch eine Kombination verschiedener Präparate ist möglich.
Ausschlaggebend sind vor allem die Nebenwirkungen, weil viele dieser Medikamente wechseljahrsähnliche Beschwerden auslösen können: Neben Libidoverlust, Hitzewallungen, Schlafstörungen kann es auch zu Stimmungsschwankungen kommen.
Trotz Endometriose schwanger werden – geht das?
Ja, das geht! Wenn eine Frau, die Endometriose hat, nicht schwanger wird, kann eine Hormonbehandlung hilfreich sein, um die Eireifung zu stimulieren. Auch eine künstliche Befruchtung („In-vitro-Fertilisation“) kann in Erwägung gezogen werden. Zudem besteht eine höhere Chance auf eine Spontanschwangerschaft, wenn die Endometriose-Herde operativ entfernt wurden.
Osteopathie und Akupunktur ergänzen die Endometriose-Behandlung
„Reicht die medikamentöse Behandlung alleine nicht aus oder möchten Frauen eine ganzheitliche Unterstützung haben, können ergänzende Therapieschritte sinnvoll sein“, so der Experte. „Osteopathische Behandlungen, bei denen die Faszien im Unterleib gelockert werden, zeigen eine große Wirksamkeit.“
Auch Akupunktur ist laut Dr. Stinshoff-Hinselmann bei Endometriose oft hilfreich. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) hilft vielen Frauen dabei, ihre Beschwerden zu lindern. Die fernöstliche Lehre geht davon aus, dass bei Krankheiten die Lebensenergien Qi und/oder Xue blockiert ist.
Bei Endometriose liegt ein „Xue-Stau“ im Körper vor. Im TCM-Verständnis können die Energieblockaden durch Akupunktur gelöst werden. Die Idee dahinter ist, dass sich dadurch Wucherungen zurückbilden und die Schmerzen verringert werden. Auch Kräutermischungen werden häufig angewendet. Wenden Sie sich hierfür an eine:n erfahrene:n TCM-Berater:in.
Extratipp: Akupressurpunkte bei Regelschmerzen
Werden bestimmte Punkte am Körper gedrückt, kann die Durchblutung unterstützt werden. Gleichzeitig können einige Akupressurpunkte auch beruhigend wirken. Üben Sie hierfür sanft Druck mit Daumen oder Handballen in der Mitte der Leistenbeuge, zwei Fingerbreit oberhalb des Schambeins oder unterhalb des Bauchnabels (etwa eine Handbreit) aus.
Halten Sie die Akupressurpunkte für jeweils 20 bis 30 Sekunden gedrückt. Mehrmals täglich wiederholen. Achten Sie dabei auf Ihr Wohlbefinden: Wenn das Drücken unangenehm ist, gehen Sie etwas behutsamer vor.
Endometriose behandeln: Diese Rolle spielt die Ernährung
Darüber hinaus spricht die TCM Ernährungsempfehlungen bei Endometriose aus: Rohkost lieber meiden, dafür auf warme bzw. wärmende Mahlzeiten setzen, weil dadurch der Energiefluss angeregt werden soll.
Wärmende Lebensmittel sind zum Beispiel Langkornreis, Hirse, Walnuss und Pinienkerne. Auch Lauch, Fenchel, Zwiebel sowie Kirsche und Himbeere wird eine wärmende Wirkung im Organismus nachgesagt. Gewürze wie Zimt, Koriander, Ingwer, Muskat und Nelken gehören ebenfalls dazu.
„Glutenfreie Ernährung ist ebenfalls ein Ansatzpunkt aus der Integrativen Medizin“, sagt der Experte. Dies konnte zum Beispiel eine Studie mit 200 Frauen zeigen: Nach einem Jahr glutenfreier Ernährung besserten sich die Endometriose-Schmerzen bei 75 Prozent der Studienteilnehmerinnen.
Endometriose natürlich heilen mit Pflanzenkraft
Pflanzliche Mittel können das Behandlungskonzept bei Endometriose ergänzen und Beschwerden deutlich lindern. Eine beliebte Heilpflanze aus der Naturheilkunde ist die französische See-Kiefer, aus deren Rinde ein Extrakt für Arzneimittel gewonnen wird.
Eine kleine Studie, die 2014 in Brasilien durchgeführt wurde, legt die Vermutung nahe, dass das Pflanzenextrakt der See-Kiefer entzündungshemmend wirkt – insbesondere in Kombination mit der Anti-Baby-Pille.
Darüber hinaus gibt es weitere pflanzliche Helfer, die bei Endometriose empfohlen werden – vor allem als Teezubereitung:
- Himbeerblätter
- Frauenmantel
- Gänsefingerkraut
- Zaubernuss
- Schafgarbe
- Melisse
- Baldrian
- Schneeballbaumrinde (Cortex Viburni)
Die Tees sind zum Beispiel in Apotheken erhältlich.
Auch die kleinste Wirkung hat ihre Ursache.
Endometriose natürlich behandeln – mit homöopathischen Arzneimitteln
Auch diese Globuli können bei Endometriose-Beschwerden eingesetzt werden:
- Belladonna
- Chamomilla
- Calcium phosphoricum
- Pulsatilla
- Colocynthis
- Cimifuga
Homöopathische Mittel sollten individuell und mit Fingerspitzengefühl ausgewählt werden – je nach Begleitsymptomen und allgemeinem Gesundheitszustand. Lassen Sie sich deshalb zu den unterschiedlichen homöopathischen Mitteln beraten. Ganzheitlich arbeitende Ärzt:innen und Heilpraktiker:innen und auch Apotheker:innen können helfen, das richtige Präparat zu finden.
Endometriose-Behandlung bei Kinderwunsch: Operative Eingriffe
Bei Frauen mit bestehendem Kinderwunsch scheidet eine hormonelle Behandlung aus. In diesen Fällen raten Frauenärzt:innen häufig dazu, die Endometriose-Herde operativ entfernen zu lassen. „Auch wenn die Langzykluseinnahme der Pille sowie komplementäre Therapieansätze keine ausreichende Besserung herbeiführen, hilft nur eine Operation“, so Dr. Stinshoff-Hinselmann.
„Wenn eine Bauchspiegelung im Rahmen der Diagnostik durchgeführt wird, können Endometriose-Herde minimalinvasiv und unter Vollnarkose beseitigt werden.“ Möglich ist dies mit Laser, Skalpell oder der sogenannten elektrischen Diathermie, bei der die Wucherungen durch die Hitze einer elektrischen Sonde zerstört werden. Eine weitere Operationsmethode ist der Bauchschnitt, der allerdings eher selten eingesetzt wird.
„Operationsteams, die kaum Erfahrung mit der Operation von tiefliegender Endometriose haben, können schnell an ihre Grenzen geraten“, weiß der Frauenarzt. „Deshalb sind grundsätzlich Endometriose-Zentren die geeignete Wahl für eine derartige Operation.“
Endometriose-Zentren stehen betroffenen Frauen zur Seite
In ganz Deutschland gibt es Endometriose-Zentren, die an Kliniken angebunden sind. Hier arbeiten Ärzt:innen, die auf diese Erkrankung spezialisiert sind und einen großen Erfahrungsschatz in der Behandlung mitbringen. Mehr Informationen zu den Endometriose-Zentren finden Sie hier.
In der Regel werden diese Operationen nur durchgeführt, wenn sehr starke Schmerzen bestehen oder sich das Endometriose-Gewebe in Organen angesiedelt hat, die deshalb nicht mehr richtig arbeiten können.
Ist das Gewebe einmal entfernt, kann es jedoch wieder anfangen zu wachsen – dies passiert bei etwa 20 von 100 Frauen im Zeitraum von fünf Jahren nach dem Eingriff. Aus diesem Grund wird Betroffenen oftmals empfohlen, nach der Operation Hormonpräparate einzunehmen, um ein erneutes Aufflammen der Herde zu verhindern.
Bei Frauen mit Kinderwunsch kommt der folgende Eingriff natürlich nicht infrage: Bei sehr starken Beschwerden ist die operative Entfernung der Gebärmutter ein Schritt, der in der Regel als letzter Ausweg gilt. Einen 100-prozentigen Behandlungserfolg gibt es auch hier leider nur dann, wenn auch Eierstöcke und Eileiter entfernt werden.
Bei vielen Betroffenen setzen nach dem Eingriff die Wechseljahre ein und sie sind auf Hormonpräparate angewiesen, um Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Das Tückische: Durch die hormonelle Therapie können Endometriose-Symptome wiederkommen.
Fazit: Mit den Behandlungsmöglichkeiten der Integrativen Medizin stehen Frauen mit Endometriose eine ganze Bandbreite an Maßnahmen zur Verfügung, um ihre Beschwerden effektiv zu lindern. Medikamente, Operationen, Heilkräuter, Homöopathie und TCM können die Lebensqualität stark verbessern. Und an einer noch wirksameren Therapie wird derzeit gearbeitet: Die Bundesregierung stellt ab 2023 Millionen Euro an Forschungsgeldern zur Verfügung, um Endometriose künftig besser behandeln und verstehen zu können.
Über den Experten
Dr. Carsten Stinshoff-Hinselmann ist Gynäkologe mit eigener Praxis in Hanstedt, Niedersachsen. Mehr über den Experten erfahren Sie auf seiner Website.
Was ist integrative Medizin?
Die Integrative Medizin verbindet – basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen – die konventionelle Medizin mit ergänzenden Behandlungsmethoden wie beispielsweise Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM), Homöopathie, Phytotherapie oder etwa Osteopathie und Ayurveda zu einem Gesamtkonzept. Im Fokus steht dabei immer der Mensch. Bei der Behandlung von Krankheiten werden deshalb persönliche Bedürfnisse und das subjektive Krankheitserleben der Patient:innen intensiv mit einbezogen. Integrative Medizin verfolgt die Zielsetzung die bestmögliche Therapie für den Einzelnen zu finden um dadurch auch die jedem Organismus zur Verfügung stehenden Selbstheilungskräfte optimal zu nutzen. Dabei arbeiten Ärzte, Heilpraktiker, Hebammen, Apotheker und Pflegekräfte Hand in Hand.
Artikel-Quellen
Langfassung der Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“, AWMF-Registernummer 015/405, Stand: 01.09.2020
Endometriose: Therapien und Behandlungsmöglichkeiten, in: endometriose-vereinigung.de
Endometriose, in: frauenaerzte-im-netz.de
Behandlungsmöglichkeiten bei Endometriose, in: gesundheitsinformation.de
Maia Jr H, Haddad C, Casoy J. The effect of pycnogenol on patients with dysmenorrhea using low-dose oral contraceptives. Int J Womens Health 2014; 6:1019-22
Teixeira, M.Z.; Podgaec, S.; Baracat, E.C.: Potentized estrogen in homeopathic treatment of endometriosis-associated pelvic pain, A 24-week, randomized, double-blind, placebo-controlled study. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 2017; 211: 48-55.
Homöopathie bei Endometriose, in: carstens-stiftung.de
Menstruationsbeschwerden, in: homoepathie-online.de
Was kann ich selber tun, um die Beschwerden zu lindern?, in: unimedizin-mainz.de
Endometriose muss kein Lebensschicksal bleiben, in: tcm.edu