Es ist das größte Gelenk des Körpers und eines der am stärksten belasteten: das Kniegelenk. Das Zusammenspiel von Knochen, Knorpeln, Bändern, Sehnen und Menisken ist komplex und kann anfällig für Verletzungen sein. Akute Unfälle, oft beim Sport, Beinfehlstellungen oder Erkrankungen wie Arthrose können das Kniegelenk schädigen und die Beweglichkeit einschränken. Betroffene fragen sich dann bei Knieschmerzen, was sie tun können. Eine kombinierte Therapie aus konventioneller Behandlung, Akupunktur und homöopathischen Arzneimitteln kann helfen, die Beschwerden zu lindern.
Knieschmerzen: Ab wann man zum Arzt gehen sollte
Mit den Kindern herumtoben, ausgelassen tanzen oder einfach gemütlich sitzen: All das ermöglichen die Kniegelenke. Wenn dann Schmerzen auftreten, kann das den Alltag einschränken und die Lebensqualität beeinträchtigen. Bei folgenden Beschwerden sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden:
- Die Kniebeschwerden treten plötzlich auf und bessern sich nicht innerhalb von drei Tagen
- Das betroffene Gelenk ist geschwollen
- Es besteht ein Steifheitsgefühl
- Es schmerzen auch andere Gelenke
- Die Kniebeschwerden treten immer wieder auf
Bei folgenden Symptomen sollte sich ein Arzt oder eine Ärztin unverzüglich das betroffene Knie anschauen, denn es handelt sich um einen Notfall:
- Bei einem Bänderriss
- Bei einem knienahen Knochenbruch
- Wenn offene Infektionen des Gelenks auftreten
- Wenn sich Zehenspitzen oder der seitliche Fußrand nicht mehr anheben lassen, das kann auf eine Nervenschädigung hinweisen
- Bei Gefühlsstörungen um das Gelenk herum
Ebenfalls nach Unfällen, bei denen ein Verdacht besteht auf:
- Einen Bänderriss
- Einen knienahen Knochenbruch
Was tun bei Knieschmerzen? So behandeln Mediziner:innen
Orthopäd:innen sind die richtigen Ansprechpartner, wenn es um Knieschmerzen geht. Sie werden sich zunächst mit der Krankengeschichte der Betroffenen befassen. Danach kommt die klinische Untersuchung dran. Dabei ist es wichtig, dass die Patient:innen die Art der Schmerzen sowie die Stelle an der sie auftreten, so genau wie möglich beschreiben.
Es werden unterschiedliche Bewegungstests durchgeführt, auf diese Weise können Mediziner:innen erkennen, ob es Blockaden oder weitere Begleiterscheinungen gibt. Zum Beispiel folgende:
- Schmerzen, die sich brennend, stechend oder dumpf anfühlen
- Schwellungen, Rötungen oder Blutergüsse am Knie
- Das Knie ist erwärmt oder heiß
- Schmerzen treten bei Belastung auf, etwa beim Laufen oder Treppensteigen
- Kniegelenk knackt, knirscht, fühlt sich instabil an oder ist versteift
Manchmal werden bildgebende Maßnahmen wie Röntgen, Ultraschall, Magnetresonanztomografie oder Computertomografie notwendig. Sie können Risse, Brüche oder Schäden an Knochen, Bändern, Sehnen oder Knorpel des Knies aufzeigen.
Haben Orthopäd:innen einen Verdacht auf eine bakterielle Entzündungen, Gicht oder Rheuma, müssen zusätzlich noch Blutuntersuchungen zur weiteren Abklärung erfolgen.
Ärzt:innen können je nach Diagnose dann eine Behandlung einleiten:
- Schmerzmittel: Es werden steroidale, kortisonfreie Antirheumatika (NSAR) eingesetzt. Die Medikamente wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd.
- Physiotherapie: mit speziellen Übungen, die zunächst unter Anleitung eines Physiotherapeuten durchgeführt werden, wird das betroffene Gelenk wieder nachhaltig fit und beweglich.
- Orthese: Nach Band-, Meniskus- und Kniescheibenverletzungen stellen spezielle Schienen das betroffene Kniegelenk vorübergehend komplett oder anteilig ruhig. Sie erlauben geschütztes, aber aktives Bewegen.
- Stützbandage: Bei Arthrose und Arthritis können hochwertige, stützende Bandagen aus elastischem Strickmaterial eingesetzt werden. Sie üben einen dosierten Druck oder Massageeffekt auf das Gewebe aus. Bandagen können beim Gehen, Stehen, Wandern und Treppensteigen das Kniegelenk entlasten.
- Operation: Manchmal ist bei einem Bänder- oder Meniskusriss, bei abgelösten Knorpelstückchen, Knorpelzellverpflanzung oder auch Knorpel-Knochentransplantation eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) notwendig.
Knieschmerzen: Welche Ursache steckt dahinter?
Die Schmerzen können individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein und jeweils an verschiedenen Stellen auftreten.
Innenseite: Es kann sich um eine Verletzung des Innenbandes, des Innenmeniskus oder um eine Arthrose handeln.
Außenseite: Es kommt eine Schädigung des Außenmeniskus oder des Außenbandes in Betracht.
Kniekehle: Beschwerden an dieser Stelle können auf Probleme des Kapsel-Band-Apparates hinweisen. Aber auch auf eine Thrombose oder eine Nervenreizung, die beispielsweise durch eine sogenannte Baker-Zyste hervorgerufen wird.
Vorderer Knieabschnitt: Oft liegt eine Fehl- oder Überbelastung vor, es kann aber auch eine andere Verletzung Ursache sein.
Akute Knieschmerzen – was tun gegen die Beschwerden?
Beim Sport das Knie verdreht oder es überlastet: wenn das Knie plötzlich schmerzt, können folgende Maßnahmen die Symptome lindern. Zunächst gilt, das betroffene Gelenk zu entlasten, ruhigzustellen und wenn möglich, hochzulegen. Tritt zusätzlich eine Schwellung auf, können kühlende Auflagen helfen. Um das Gelenk zu stabilisieren und gleichzeitig das Abschwellen zu unterstützen, kann ein Verband oder eine Bandage angelegt werden. Bessern sich die Beschwerden nicht innerhalb von drei Tagen, sollten Betroffene medizinischen Rat einholen.
Der Mensch kann zwar helfen, die Natur allein aber kann heilen.
Was kann man noch gegen Knieschmerzen machen?
Nicht immer treten Knieschmerzen nach einer akuten Verletzung auf. Auch Verschleißerscheinungen wie Arthrose (die schützende Knorpelschicht im Gelenk wird dünner) oder rheumatische Erkrankungen (es kommt zu Entzündungen im Gelenk), können zu Beschwerden und Mobilitätseinschränkungen führen. Dann kann eine ganzheitliche Therapie beispielsweise aus Bewegung, Phytotherapie und Akupunktur die Schmerzen lindern und zu mehr Beweglichkeit verhelfen – und den Einsatz eines künstlichen Kniegelenks hinauszögern oder sogar vorbeugen.
- Akupunktur: Die Behandlungsmethode kommt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und kann unter anderem Schmerzen bei Arthrose lindern. Dabei werden an bestimmten Akupunkturpunkten feine, sterile Einmalnadeln eingestochen, die etwa zwanzig Minuten in der Haut bleiben. An den Einstichstellen können Patient:innen unterschiedliche Empfindungen verspüren: ein Druck- oder Schweregefühl, ein leichtes Ziehen oder Kribbeln. Eine Sitzung dauert etwa 30 bis 45 Minuten. Viele Kassen übernehmen bei einer Kniearthrose die Kosten für eine Akupunkturbehandlung.
- Teufelskralle: Extrakte aus der Heilpflanze können entzündungshemmende und schmerzlindernde Effekte haben. Zudem kann sich Teufelskralle lindernd auf die für bei Arthrose typischen Symptome wie Morgensteifigkeit und Anlaufschmerzen auswirken. Laut einer Studie wirkt die Heilpflanze vergleichbar wie synthetische Medikamenten gegen Kniearthrose.
- Arnika: Bereits eine dreiwöchige Behandlung mit Arnika-Gel (Apotheke) kann die Beweglichkeit deutlich verbessern. Verantwortlich dafür sind Pflanzenstoffe wie ätherische Öle, Flavonoide und sogenannte Sesquiterpenlactone, die Schwellungen und Entzündungen direkt im Gelenk bekämpfen. Gleichzeitig werden damit verbundene Schmerzen deutlich gelindert. Das Gel mehrmals täglich auftragen.
- Kohlwickel: Wirsing und Weißkohl enthalten besonders viele Flavonoide und Senfglycoside. Sie können entzündungshemmend wirken und die Durchblutung fördern. Studien zeigen, dass Kohlwickel bei Arthrose genauso wirksam wie Gels oder Schmerzcremes sein können. Dafür aus den Blättern den harten Strunk in der Mitte herausschneiden und sie mit einem Nudelholz plattdrücken, bis der Kohlsaft austritt. Die gewalzten Blätter locker auf das schmerzende Gelenk legen und mit einer elastischen Binde fixieren. Der Kohlsaft sollte am besten über Nacht einziehen.
- Bewegung: Was bei akuten Verletzungen erst einmal Tabu ist, ist für kranke Kniegelenke ein Muss. Denn Bewegung hält Bänder und Sehnen flexibel, trainiert die Oberschenkelmuskeln und fördert die Durchblutung. Das alles hilft, das Knie zu stützen und zudem flexibel zu halten. Als besonders schonend gelten Radfahren, Schwimmen und gezieltes Krafttraining.
Knieschmerzen: Was hilft noch? 3 homöopathische Arzneimittel können die Beschwerden lindern
Bei einer Kniearthrose können hömopathische Arzneimittel die Beschwerden lindern und zu mehr Beweglichkeit beitragen. Das ist wichtig, um das Gelenk flexibel zu halten. Je besser Betroffene ihre Symptome erkennen und definieren, desto individueller kann die Therapie vom Arzt oder Heilpraktiker abgestimmt werden. Folgende homöopathische Arzneimittel können helfen:
Acidum formicicum: Die Schmerzen wandern von links nach rechts und verschwinden wieder umgekehrt, die Gelenke sind unterschiedlich stark und wechselnd betroffen… Durch Nässe und Kälte verschlimmern sich die Beschwerden, Ruhe, Wärme und Druck lindern sie.
Harpagophytum procumbens: Hüft- und Kniegelenke sind nicht mehr so beweglich. Es treten krampfartige Schmerzen auf, die reißend, ziehend oder bohrend sein können. Durch Bewegung werden die Beschwerden schlimmer, bei Ruhe und Wärme bessern sie sich.
Rhus toxicodendron: Betroffene leiden unter ziehenden Schmerzen in den geschwollenen Gelenken, die bei Bewegung knacken und sich steif und unbeweglich anfühlen. Das entsprechende Körperglied ist schwach und zittrig. In Ruhe und in der Nacht wird es schlimmer. Durch anhaltende Bewegung und Wärme bessern sich die Beschwerden.
Für die Selbstbehandlung eignen sich die Potenzen D6 und D12 aus der Apotheke. Je nach Stärke der Beschwerden werden ein- bis dreimal täglich je fünf Globuli eingenommen. Bessern sich die Beschwerden, sollte die Dosis reduziert oder eine Einnahmepause eingelegt werden. Höhere Potenzen können von Ärzten und Heilpraktikern verschrieben werden.
Mit diesen konventionellen und naturheilkundlichen Maßnahmen lassen sich Gelenk Beschwerden gut behandeln. Wenn Betroffene sich fragen, was bei Knieschmerzen zu tun ist, gilt zunächst: Ruhe bewahren, Knie entlasten, kühlen und ärztlichen Rat einholen.
Artikel-Quellen
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