Das feucht-warme Milieu der Scheide ist im Normalfall recht stabil, bildet aber durchaus den idealen Nährboden für Hefepilze. Wenn Frauen gestresst sind, ihr Immunsystem abgeschwächt ist oder ein Antibiotikum die Scheidenflora angegriffen hat, haben Hefepilze leichtes Spiel und lösen eine Infektion im Intimbereich aus. Wie lässt sich Scheidenpilz behandeln? Und was können Sie ganzheitlich für Körper, Geist und Seele tun, damit sich Hefepilze künftig nicht mehr so leicht vermehren können? Wo kann die konventionelle Medizin unterstützen und wo ist das Zusammenspiel mit Therapieformen der Naturheilkunde ein Plus für die Patientin? Heide Fischer aus Freiburg im Breisgau verrät, wie sie Scheidenpilz als Ärztin behandelt und welche Heilkräuter sie ihren Patientinnen dabei ans Herz legt. Integrative Medizin heißt das Zauberwort für dieses Miteinander, das vor allem die Patientin und deren Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt.
Was ist Scheidenpilz?
Eine Infektion der Scheide, medizinisch als Vaginalmykose bezeichnet, wird unter anderem durch Hefepilze ausgelöst, die im weiblichen Intimbereich optimale Wachstumsbedingungen vorfinden. Ist das Abwehrsystem zum Beispiel aufgrund von Stress heruntergefahren, nutzen die Pilze ihre „Chance“ und breiten sich in der Scheide weiter aus – bis sie sich durch unangenehme Beschwerden bemerkbar machen.
Bei 90 Prozent der betroffenen Frauen ist der Hefepilz Candida albicans für den vaginalen Infekt verantwortlich. Die Pilze besiedeln die Scheidenflora nach Angaben des Berufsverbands der Frauenärzte bei etwa jeder fünften Frau zwischen Geschlechtsreife und den Wechseljahren – daher ist es nicht verwunderlich, dass Scheidenpilz häufig auftritt. Bis zu 75 von 100 Frauen haben mindestens einmal im Leben mit dieser Infektion zu kämpfen, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mitteilt.
Scheidenpilz und bakterielle Vaginose: Was ist der Unterschied?
Beide Krankheiten weisen schon im Namen auf den Unterschied hin: Scheidenpilz wird von Hefepilzen ausgelöst, eine bakterielle Vaginose von Bakterien. Wenn die Milchsäurebakterien, die in der Scheidenflora Krankheitserreger bekämpfen, zum Beispiel durch die Einnahme eines Medikaments zerstört werden, ist die Immunabwehr in der Vagina merklich geschwächt – und öffnet damit das Tor für Pilze und Bakterien.
Im Gegensatz zum Scheidenpilz nimmt der vaginale Ausfluss einer bakteriellen Infektion durch sogenannte anaerobe Bakterien wie Gardnerella einen fischigen Geruch an, macht aber weniger Beschwerden. Für einen Pilzinfekt spricht starker Juckreiz und ein weißlich-bröckeliger Ausfluss. Da Laien nur schwer zwischen diesen Infekten unterscheiden können, ist eine frauenärztliche Untersuchung angeraten.
Warum sind Milchsäurebakterien für die Scheide wichtig?
Milchsäurebakterien – bei diesem Wort mögen viele an Milch, Joghurt oder Quark denken. Zu Recht, denn die Einzeller sind auch in angesäuerter Milch enthalten. Darüber hinaus besiedeln sie vor allem den Verdauungstrakt und die Schleimhäute. Ihre Aufgaben sind es, unsere Verdauung bestmöglich zu unterstützen und ein Schutzschild gegen schädliche Bakterien und auch Pilze zu bilden, zum Beispiel in der Scheide. Hier sorgen sie für eine saure Flora (der optimale pH-Wert liegt zwischen 3,8 und 4,4), die Krankheitserreger meiden. Kippt der pH-Wert, sind die Schleimhäute durchlässiger für Eindringlinge.
Welche Risikofaktoren begünstigen Scheidenpilz?
Wenn die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht geraten ist und sich infolgedessen Scheidenpilz entwickelt, können diese Ursachen infrage kommen:
- Übertriebene Intimhygiene: Mangelnde Hygiene kann keinen Scheidenpilz auslösen, dafür aber übermäßiges Waschen der Scheide mit Duschgel oder Intimwaschlotionen, da diese die Scheidenflora angreifen und so eine Pilz-Infektion begünstigen.
- Synthetische Kleidung: Unterwäsche aus Kunststofffasern kann dazu führen, dass sich Feuchtigkeit und Wärme im Intimbereich staut – Hefepilze können sich so leichter vermehren.
- Stress: Psychische Belastungen können das körpereigene Abwehrsystem schwächen, vor allem chronischer Stress. Das Immunsystem kann bei Stress auch Hefepilze im Scheidenmilieu nicht mehr effektiv bekämpfen und ebnet ihnen somit den Weg, eine Infektion auszulösen.
- Medikamente: Eine häufige Nebenwirkung von Antibiotika (besonders Breitband-Antibiotika) ist Scheidenpilz. Denn diese Medikamente bekämpfen im Körper nicht nur die krankmachenden Bakterien, sondern auch die gesunden – zum Beispiel die Milchsäurebakterien in der Scheide. Auch durch Schmerzmittel (Antirheumatika), Kortison und Medikamente in der Krebstherapie kann der pH-Wert kippen und zu Scheidenpilz führen.
- Hormonelle Veränderungen: Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für Scheidenpilz. Gleiches gilt für Frauen, die die Anti-Baby-Pille nehmen. Grund hierfür sind hormonelle Veränderungen, die die Scheidenflora beeinflussen und somit die Pilzvermehrung in der Scheide fördern können. Auch eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse gilt als Risikofaktor.
- Diabetes mellitus: Hefepilze benötigen Zuckerbausteine, um sich zu vermehren. Bei Frauen mit Diabetes ist auch der Zuckergehalt im Scheidengewebe und -sekret erhöht – daher haben sie ein höheres Risiko für Scheidenpilz.
Nicht nur Diabetes, auch andere Krankheiten, die das Immunsystem schwächen, können Scheidenpilz begünstigen. Eine Ansteckung beim Geschlechtsverkehr ist ebenfalls möglich, etwa wenn der Partner eine Pilzinfektion hat, die oft unbemerkt bleibt.
Welche Beschwerden treten bei Scheidenpilz auf?
Ein Scheidenpilz ist schwer zu ignorieren, schließlich ruft er unangenehme Beschwerden im Genitalbereich hervor, genauer gesagt entzünden sich Vagina (Scheide) und Vulva (äußerer Intimbereich). Die Symptome sind:
- Juckreiz
- weißlich-krümeliger Belag auf der Vaginalschleimhaut
- weißlich-gelber Ausfluss spricht für eine Mischinfektion (mehrere Bakterien gleichzeitig)
- Brennen
- Schmerzen
- gerötete und angeschwollene Schamlippen
Kurz vor Beginn der Periode können sich die Scheidenpilz-Beschwerden verstärken. Brennt es beim Wasserlassen, hat sich die Infektion höchstwahrscheinlich über die Harnröhre auf die Blase ausgeweitet.
Ab wann sollte Scheidenpilz ärztlich behandelt werden?
„Bemerken Sie Juckreiz, Brennen, Schmerzen und einen weißlichen Belag in der Scheide, sollten die Symptome ärztlich abgeklärt werden“, rät Heide Fischer, Ärztin mit Schwerpunkt Frauen-Naturheilkunde aus Freiburg im Breisgau. „Auch bei einer Immunschwäche oder wenn die Pilz-Infektion immer wieder kommt, sollten Sie bei aufkommenden Beschwerden im Intimbereich einen Arztbesuch vereinbaren“, so Fischer. Sie empfiehlt allerdings, auf einen ganzheitlichen Anspruch zu achten, da konventionelle Mittel ein chronisches Problem selten lösen.
Der Frauenarzt bzw. die Frauenärztin wird in einem Anamnese-Gespräch abfragen, welche Symptome vorherrschen. Bei der körperlichen Untersuchung reicht meistens schon ein Blick in das Scheideninnere – sind die Schleimhäute gerötet und weißlich belegt, ist eine Infektion mit Hefepilzen wahrscheinlich. Sicherheit kann ein Abstrich geben, der unter dem Mikroskop auf fadenförmige Candida-Pilze hin untersucht wird. In einem Labor kann nochmal genauer festgestellt werden, um welchen Krankheitserreger es sich handelt.
Darum ist Scheidenpilz in der Schwangerschaft immer ein Fall für den Arzt
„In der Schwangerschaft ist es besonders wichtig, bei Beschwerden im Intimbereich eine:n Ärzt:in aufzusuchen“, sagt die Expertin für Naturheilkunde und Psychosomatik. Der Scheidenpilz ist zwar für das Ungeborene im Bauch ungefährlich. Doch während der Geburt ist es möglich, dass sich das Neugeborene damit infiziert. Gelangt der Säugling mit Hefepilzen in Kontakt, kann dies eine Windeldermatitis oder ein Mundsoor (Infektion des Mund-Rachen-Raums) zur Folge haben.
Ein erhöhtes Risiko haben vor allem Frühgeborene, die unter 1.500 Gramm wiegen. Ihr Immunsystem ist meist noch so geschwächt, dass eine Infektion mit Pilzen sich auch auf die Organe auswirken kann. Mediziner:innen sprechen dann von einer Candida-Sepsis.
Tritt aufgrund der gestörten Scheidenflora neben dem Scheidenpilz eine bakterielle Vaginose auf, ist das Risiko für eine Frühgeburt merklich erhöht. Deshalb sollten beim Screening in der Frühschwangerschaft beide Infektionsmöglichkeiten untersucht werden.
Scheidenpilz mit Creme und Zäpfchen behandeln: Anti-Pilzmittel, die helfen
Gilt ein Scheidenpilz als wahrscheinlich, verschreibt der Arzt bzw. die Ärztin in der Regel Antimykotika. Dabei handelt es sich um Arzneimittel, die gegen Pilzbefall in der Scheide helfen, indem sie das Pilzwachstum unterdrücken oder zerstören. Das Medikament wird als Salbe (zum Beispiel mit den Wirkstoffen Clotrimazol oder Miconazol) dreimal täglich für ein paar Tage auf die betroffenen Schleimhäute aufgetragen – je nach Präparat kann die Behandlung aber auch länger dauern.
Auch eine Therapie mit Antimykotika-Zäpfchen ist möglich. Dabei wird das Anti-Pilz-Mittel, die dieselben Wirkstoffe wie Salben enthalten, an drei aufeinanderfolgenden Tagen kurz vor der Nachtruhe in die Vagina eingeführt. Oftmals werden Salbe und Zäpfchen kombiniert und gleichzeitig angewendet.
Darüber hinaus können statt Antimykotika auch antiseptische Mittel eingesetzt werden, also Arzneimittel, die die Anzahl der Keime reduzieren.
Probiotika während und nach der Behandlung von Scheidenpilz
Um das Gleichgewicht im Scheidenmilieu wieder herzustellen, werden oft Probiotika aus der Apotheke empfohlen. Diese enthalten Milchsäurebakterien, die die Scheidenflora unterstützen sollen. Auch wenn die tatsächliche Wirksamkeit noch umstritten ist, rät die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften Frauen zur Verwendung von Probiotika, wenn sie häufig eine Pilz-Infektion bekommen. Auch zur Vorbeugung können Probiotika sinnvoll sein. Lassen Sie sich hier in der Apotheke, ärztlich oder von Ihrem Heilpraktiker:in beraten.
Scheidenpilz in der Schwangerschaft behandeln: 2 Wirkstoffe, die infrage kommen
Anti-Pilz-Medikamente mit dem Wirkstoff Clotrimazol ist laut „Embryotox“ – dem Arzneimittelportal der Berliner Charité – Mittel der Wahl, wenn es um die Scheidenpilz-Behandlung in der Schwangerschaft geht. Auch der Wirkstoff Miconazol kommt bei Schwangeren infrage. Tabletten werden hingegen in der Regel nicht verschrieben.
Ganzheitliche Behandlung von Scheidenpilz – mit der Kraft der Natur
Mit Anti-Pilz-Medikamenten kann der Scheidenpilz effektiv bekämpft werden. Viele Frauen greifen darüber hinaus auch auf die Naturheilkunde mit pflanzlichen Mitteln zurück. Die klassische Schulmedizin wird so sinnvoll um Naturmedizin ergänzt und damit zum integrativen Medizin-Konzept. Heide Fischer rät Frauen bei Scheidenpilz zu diesen Heilkräutern:
- Wenn der Ausfluss weißlich ist, aber keine Beschwerden macht: Trinken Sie 3-mal täglich Frauenmanteltee, jeweils 1 TL Frauenmantel pro Tasse. Alternativ kann auch Ceres Alchemilla Urtinktur angewendet werden. Hierfür 2- bis 3-mal täglich jeweils 3 bis 5 Tropfen (genaue Dosierung s. Packungsbeilage) einnehmen.
- Natürliche Zäpfchen zur inneren Behandlung: Zäpfchen oder Sitzbädern mit Eichenrindenextrakt (Quercus) können entzündungshemmend und juckreizstillend wirken. Für das Sitzbad 1 EL Eichenrindenextrakt in 1 L Wasser geben, 10 Min. köcheln, etwas abkühlen lassen und für 10 bis 15 Min. den Intim- und Afterbereich darin baden.
- Wenn Scheidenpilz immer wieder auftritt: Naturheilkunde-Expertin Heide Fischer rät zu einem vitalisierenden Tee, der aus einer Vielzahl von Heilkräutern besteht: 10 g Taubnesselblüten, je 20 g Thymian und Brennnessel, 30 g Bockshornkleesamen sowie je 25 g Frauenmantel und Schafgarbe. Alle diese Zutaten vermengen und 1 gestrichenen TL in einer Tasse mit kochendem Wasser für 7 Min. ziehen lassen. Empfehlung: 3-mal täglich für 4 bis 6 Wochen trinken.
Darüber hinaus rät Heide Fischer dazu, Naturjoghurt für die vaginale Anwendung: „Dafür einfach einen Tampon in einen Joghurt geben, ein paar Minuten warten und anschließend in die Scheide einführen. Morgens und abends sollte dieser Joghurt-Tampon bei einer Anwendung von drei bis fünf Tagen gewechselt werden.“
Scheidenpilz geht nicht weg trotz Behandlung: Was tun?
Reicht die lokale Therapie nicht aus, können Tabletten verschrieben werden, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Fluconazol und Itraconazol. Die sogenannten Azol-Antimykotika blockieren ein bestimmtes Enzym im Körper, welches für das Pilzwachstum essenziell ist. Diese Medikamente werden vor allem Frauen empfohlen, die unter wiederkehrendem Scheidenpilz leiden.
Geht der Pilz nicht zurück, sollten Betroffene mit ihrem Sexualpartner sprechen – schließlich kann sich auch dieser an einer Pilzinfektion im Intimbereich angesteckt haben. Wichtig ist deshalb, dass sich auch der Partner in ärztliche Behandlung begibt. Andersfalls ist die Gefahr hoch, dass der Scheidenpilz wiederkommt.
Darüber hinaus empfiehlt Naturheilexpertin Heide Fischer, die Ernährung umzustellen. Heißt: „Der Verzehr von zu viel Zucker, weißem Mehl sowie Fertigprodukten sollte verringert werden, um Hefepilzen den Nährboden zu entziehen.“ Zudem rät sie ihren Patientinnen bei hartnäckigem Scheidenpilz, Thymianöl anzuwenden: 15 Tropfen Thymianöl mit 50 Milliliter Johanniskrautöl mischen und mit den Fingern im Inneren der Scheide verteilen, zwei- bis dreimal am Tag wiederholen. „Spezialisierte Apotheken stellen Zäpfchen mit ätherischem Öl Thymian und Lavendel her.“
Der Mensch kann zwar helfen, die Natur allein aber kann heilen.
Scheidenpilz vorbeugen – mit diesen Expertentipps
Sie können einiges dafür tun, um das Risiko für Scheidenpilz zu senken. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die natürliche Scheidenflora aufrechtzuerhalten – damit sich Hefepilze gar nicht erst weiter vermehren.
Ärztin Heide Fischer rät zu diesen Maßnahmen, um Scheidenpilz vorzubeugen:
- Intimpflege: Verwenden Sie Toilettenpapier an der Scheide so, dass Sie von vorne nach hinten wischen. Während des Duschens sollte der Intimbereich nur mit Wasser gesäubert werden – und nicht mit Duschgels, um die natürliche Scheidenflora nicht anzugreifen.
- Kleidung: Tragen Sie am besten Unterhosen, die aus luftdurchlässiger Baumwolle bestehen und einen lockeren Sitz haben. Sollten Sie Sport getrieben haben und deshalb viel schwitzen, wechseln Sie nach der Sporteinheit zügig die Kleidung.
- Menstruation: Achten Sie bei Binden auf luftdurchlässiges Material. Duftstoffe haben ebenfalls in Slipeinlagen nichts verloren. Tampons trocknen die Vagina aus, da sind Menstruationstassen die bessere Wahl.
- Sex: Wenn Sie mit wechselnden Partnern schlafen, achten Sie auf die Verwendung eines Kondoms, um sich vor Scheidenpilz, aber auch vor anderen Geschlechtskrankheiten zu schützen.
Mit diesen konventionellen und naturheilkundlichen Maßnahmen lässt sich Scheidenpilz behandeln – am besten lassen Sie sich bei den ersten Symptomen von Ihrem Frauenarzt bzw. Ihrer Frauenärztin beraten.
Über die Expertin
Heide Fischer ist Ärztin mit eigener Praxis in Freiburg am Breisgau. Als Expertin für Naturheilkunde und Psychosomatik in der Gynäkologie setzt sie auf eine ganzheitliche Behandlung. Darüber hinaus ist sie Mitbegründerin der Frauengesundheitszentren Heidelberg und Freiburg sowie vielfache Buchautorin. Über ihre Seminare erfahren Sie auf ihrer Website.

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